Zur Situation von Lesben
Zur Situation von Lesben (Simone Lönne, 2010)
Übersetzung
Ich hatte mein Coming Out im Jahr 1990 im Rahmen des Christopher Street Day (CSD) in Berlin. Damals war ich noch jung, gerade mal 21. Der CSD war durch die Homosexuellen-Bewegung hervorgegangen, die sich besonders in New York für die Rechte von Schwulen und Lesben stark machte. Durch den CSD in Berlin bekam ich meine ersten Kontakte zu anderen gehörlosen Lesben und Vereinen gehörloser Lesben wie z.B. in Köln, München, Hamburg und Berlin. Homosexualität war bis ins späte 20. Jahrhundert hinein ein gesellschaftliches Tabu. Die ersten organisierten Treffen und neu gegründeten Lesbenvereine waren für uns deshalb eine Befreiung und hatten einen entsprechend starken Zulauf. Es gibt eigentlich immer einen Anlass, sich zu treffen und gemeinsam zu feiern und dabei andere Lesben kennen zu lernen, z.B. Geburtstage, Grillfeste, Vereinsjubiläen u.V.m.
Durch die stärkere Vernetzung in Vereinen haben gehörlose Lesben auch zum ersten Mal Einblicke in die Szene hörender Lesben bekommen: Gehörlose Lesben staunten damals nicht schlecht, als sie bei Veranstaltungen hörender Lesben wie z.B. in Bars, Discos und Konzerten die ganze Bandbreite lesbischen Lebens von Femme bis Butch kennen lernen konnten. Auch z.B. bei Musikveranstaltungen und Bars.
Damals war der informative Austausch untereinander das Allerwichtigste, inzwischen ist es eine Selbstverständlichkeit, lesbisch zu sein. Lesben tauchen im öffentlichen Leben immer häufiger auf, z. B. gibt es Schauspielerinnen und Politikerinnen, die sich offen zu ihrer Homosexualität bekennen. Die Gemeinschaft der Lesben ist nicht mehr so homogen wie am Anfang, stattdessen gibt es viele kleine Interessensgruppen. Heute finden Austauschrunden untereinander daher meist in viel kleinerem Rahmen als 1990 statt.
So gibt es z.B. politische Gruppen, Gruppen für Transsexuelle, etc.
Gehörlose Lesben nehmen, wenn sie in aktiven Austausch untereinander treten möchten, oft an den Gruppen hörender Lesben teil. Allerdings gestaltet sich die Suche nach anderen gehörlosen Lesben oft recht schwierig. Ich finde es toll, dass ich heutzutage meine Homosexualität ganz selbstverständlich leben kann und es für mich als Frau normal geworden ist, eine Frau zu lieben und ich an den Veranstaltungen und Gruppen der Lesben-Szene teilnehmen kann.
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Übersetzung: Britta Harms und Michaela Matthaei