Gebärdensprache und
Kommunikation Gehörloser
Foto: UHH/Denstorf
15. November 2022
Foto: IDGS
Anlässlich des kürzlich erschienenen Buches „The Social Condition Of Deaf People. The Story Of A Woman And A Hearing Society“ von Anna Folchi und Sara Trovato (Verlag De Gruyter) ist eine erfolgreiche Tour der beiden Autorinnen mit vier Lesungen aus ihrem Buch vor begeistertem Publikum zu Ende gegangen.
Nach Stationen in Landshut, Göttingen und Berlin bildete Hamburg den krönenden Abschluss der Veranstaltungsreihe.
Das Institut für Deutsche Gebärdensprache und Kommunikation Gehörloser, der Gehörlosenverband Hamburg und der Fachbereich 2 der Fakultät für Erziehungswissenschaft (Pädagogik bei Behinderung und Benachteiligung) hatten am Abend des 8. November zu der Buchvorstellung inklusive eines Sektempfanges in den Besenbinderhof geladen.
Während der Veranstaltung wurde in Englisch, DGS und International Sign kommuniziert. Dies wurde unterstützt durch ein fünfköpfiges Team aus tauben und hörenden Dolmetschenden.
Anna Folchi ist taub und berichtete über ihre bewegende Kindheit und Jugend. Sie wuchs als Einzelkind bei ihren Eltern, ihrer Tante und ihrem Onkel auf. Alle lebten in einem Haus und waren taub. So wuchs Anna einerseits ganz natürlich mit Italienischer Gebärdensprache (LIS) und Gebärdensprachkultur auf, darüber hinaus hatte sie durch die oral geprägten Bildungserfahrungen in ihrer Familie von früh an einen Zugang zur Italienischen Lautsprache. Sie musste auf ihrem Weg immer wieder feststellen, dass sie als taube Frau nicht die gleichen Bildungschancen wie andere Personen hatte, wodurch sie gemeinsam mit Sara Trovato die Idee zu dem Buch entwickelte.
Sara Trovato ist hörend und präsentierte im Vortrag wissenschaftliche Untersuchungen mit Daten aus ganz Europa. Darin stellt sie fest, dass die Bildungschancen zwar unter tauben Männern und Frauen im Vergleich zu hörenden Menschen unerwartet ähnlich sind, aber die Berufschancen dann einen großen Nachteil tauber Menschen aufzeigen. Sie führt die skandinavischen Länder als Vorbilder an, weil dort die Bildungschancen tauber Frauen viel höher seien als in anderen Teilen Europas.
Nach dem Vortrag standen die beiden Autorinnen für Fragen aus dem Publikum zur Verfügung und nach einem lockeren Sektempfang im Besenbinderhof ging es gemeinsam mit den Autorinnen noch weiter in ein typisch norddeutsches Fischrestaurant.
Wir blicken zurück auf einen wunderbaren, inspirierenden Abend!