Gebärdensprache und
Kommunikation Gehörloser
Foto: UHH/Denstorf
5. Dezember 2019
Foto: IDGS
Am 04. Dezember 2019 stellte unser langjähriger Mitarbeiter und Lektor Stefan Goldschmidt vor Studierenden und Beschäftigten des IDGS ein sehr persönliches Projekt vor: Das Thema lautete „Autobiographie: Erstellung meiner Lebensgeschichte in verschiedenen Gebärdensprachen“.
Geboren im Jahr 1967 wuchs Stefan in einer hörenden Familie mit der damals noch verbreiteten „lautsprachlichen Methode“ auf. Die Deutsche Gebärdensprache war damals noch nicht erforscht und fand in der Erziehung und Bildung tauber Kinder kaum Beachtung. Dennoch schaffte es Stefan, unter diesen widrigen Umständen zu einem unabhängigen und erfolgreichen Menschen heranzuwachsen: Gegen alle Vorbehalte von außen ging er nach seinem Abitur in Essen 1989 in die USA an die Gallaudet-Universität in Washington. Die Zeit an dieser gebärdensprachigen Universität war für Stefan wie eine Offenbarung, denn hier wurde Teilhabe auf Augenhöhe durch den Einsatz von ASL gelebt: Studierende, Beschäftigte der Uni, Lehrende- alle konnten gebärden. Nach fünf Jahren kehrte Stefan zurück nach Deutschland und nahm bald darauf seine Tätigkeit am IDGS auf. Zunächst als Dozent für die ASL, später trat er die Nachfolge von Heiko Zienert als DGS-Lektor an und ist bis heute im Feld der DGS-Lehre und Deaf Studies mit verschiedenen Lehrveranstaltungen tätig. Darüber hinaus ist Stefan ein begnadeter bühnenerfahrener Storyteller und Gebärdensprachkünstler. Auch im Ehrenamt, insbesondere der Jugendarbeit mit tauben Kindern und Jugendlichen, hat sich Stefan sehr engagiert und besonders dort spürte er, dass die junge Generation ihn als ein Vorbild ansieht.
So inspiriert, beschloss Stefan seine Erinnerungen einmal in Form einer Autobiographie zu konservieren, und dies nicht nur in DGS, sondern auch noch in ASL und in International Signs, um von möglichst vielen Gebärdensprachnutzer*innen weltweit verstanden zu werden. Das Produkt umfasst etliche Stunden Filmmaterial, das Stefan in seiner Freizeit erstellt und in einem Berliner Studio mit einem professionellen Filmteam aufgenommen hat. Die Autobiografie soll nach der Fertigstellung als App erhältlich sein, komplett untertitelt und vertont.
Das Publikum verfolgte mit großem Interesse Stefans bildreichen Vortrag und durfte mit einem kleinen Filmausschnitt auch schon einen Blick in Stefans Kindheit werfen.
Wir sind jetzt schon gespannt auf das Ergebnis und freuen uns auf diesen Fundus von Stefans Erinnerungen, die auch für Unterrichts- und Forschungszwecke, eingesetzt werden können. Vielen Dank, Stefan!