Geschichte
Zur geschichtlichen Entwicklung in Deutschland
1778 | In Deutschland führte Samuel Heinicke (1727 – 1790) die allererste schulische Bildung tauber Schüler:innen durch. Er benutzte im Gegensatz zu Abbé de l´Epée (manuelle Methode) die „orale Methode“, bei der sich am Sprechtraining orientiert wurde. Die erste staatliche Taubstummenschule Deutschlands wurde 1778 von Samuel Heinicke in Leipzig gegründet. |
1837 | In Berlin wurden taube Schüler:innen von dem tauben Lehrer Carl Heinrich Wilke (1800 – 1876) mithilfe seiner selbst gezeichneten Schaubilder in Gebärdensprache unterrichtet. |
1848 | Am 30. März 1848 wurde der allererste Verein für taube Menschen in Deutschland, genannt „Taubstummen-Verein in Berlin e.V.“ von Eduard Fürstenberg (1827 – 1885) gegründet. |
1933 | Während der Nazi-Zeit (1933 – 1945) wurden sehr viele taube Menschen von Nazis aufgrund des im Januar 1934 in Kraft getretenen „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ Opfer von Zwangssterilisation. Außerdem wurden jüdische taube Menschen von Gehörlosenvereinen ausgeschlossen, denunziert und ermordet. |
1954 | Ab dem Jahr 1954 durften taube Menschen endlich den Führerschein für mobile Kraftfahrzeuge erwerben und somit z.B. Auto, LKW bzw. Motorrad fahren. |
1985 | Bei dem internationalen Kongress „Die Gebärde in Erziehung und Bildung Gehörloser“ am 9. und 10. November 1985 im Congress Centrum Hamburg wurde die Deutsche Gebärdensprache mit der Bezeichnung DGS erstmals offiziell verkündet durch den Sprachwissenschaftler Prof. Dr. Siegmund Prillwitz und sein Team (den sog. „3 Musketieren“ Heiko Zienert (1949 – 2019), Alexander von Meyenn und Wolfgang Schmidt und die jetzige Professorin Dr. Regina Leven, Coda (Child of Deaf Adults), die damals als Dolmetscherin für das Team fungierte). Zugleich wurde durch die Forschungsergebnisse dieser Gruppe klar, dass die DGS eine eigenständige Sprache ist und eine differenzierte Grammatik aufweist, wodurch sie der Lautsprache gleichgestellt ist. |
1989 | Nach dem Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 wurde Deutschland am 3. Oktober 1990 wiedervereinigt. Die Landesverbände der neuen Bundesländer aus der damaligen DDR wurden am 18.- 21. Oktober 1990 in den Deutschen Gehörlosen-Bund e.V. eingegliedert. |
1993 |
Durch den Einsatz von DGB-Präsident Dr. Ulrich Hase wurden 1993 die ersten Deutschen Kulturtage der Gehörlosen in Hamburg durchgeführt. Zugleich wurde dort eine große Demonstration von ca. 3000 Personen zur Anerkennung der Deutschen Gebärdensprache (DGS) durchgeführt, wodurch die Anerkennung der DGS einen gesellschaftlichen Durchbruch erlangte. 2001 wurde die Deutsche Gebärdensprache zum ersten Mal in einem deutschen Gesetz erwähnt: dem Sozialgesetzbuch IX. Im Jahr 2002 wurde die DGS im Bundesgleichstellungsgesetz als vollwertige Sprache gesetzlich anerkannt. |