Familie, Partnerschaft und Kinder
Familie und Partnerschaft (Doris Goldschmidt, 2011)
Übersetzung
In der Regel suchen sich taube Menschen auch einen tauben Partner. Denn wenn sich beide Partner vorzugsweise in der DGS verständigen und sich der Gehörlosenkultur in gleichem Maße verbunden fühlen, gibt es schon große Gemeinsamkeiten, die eine solide Basis für eine gemeinsame Zukunft bilden können. Partnerschaften zwischen tauben und hörenden Menschen kommen deutlich seltener vor. Für taube Menschen gibt es viele Gelegenheiten, neue Kontakte zu knüpfen und auf Partnersuche zu gehen, z.B. auf sportlichen oder kulturellen Veranstaltungen in der Gehörlosengemeinschaft. Auch Vereine und Schulen sind Orte, an denen sich taube Menschen kennen lernen.
Kinder von tauben Paaren werden in Fachkreisen als CODAs (englisch: CODA = Child Of Deaf Adults) bezeichnet. Überwiegend (zu 90%) sind diese Kinder hörend, nur 10% sind wie ihre Eltern taub.
Hörende CODAs wachsen bikulturell (in zwei Kulturen) und bilingual (mit zwei Sprachen) auf: Von den Hörenden erwerben sie die Lautsprache und die Kultur der Hörenden und in der Gehörlosengemeinschaft nehmen sie die Gebärdensprache und die Gehörlosenkultur auf. Sie besuchen keine Gehörlosenschulen sondern wie andere hörende Kinder Regelschulen.
Taube CODAs bekommen durch ihre tauben Eltern die Gebärdensprache „in die Wiege gelegt“ und identifizieren sich früh mit der Gehörlosengemeinschaft, in der sie aufwachsen, besuchen Bildungseinrichtungen für taube bzw. schwerhörige Kinder und nehmen aktiv am Vereinsleben der Gehörlosen teil.
Wenn ein hörendes Paar ein Kind bekommt, bei dem eine Taubheit festgestellt wird, reagieren die Eltern zunächst einmal geschockt und fühlen sich mit der Situation überfordert. Auf der Suche nach dem besten Weg für ihr Kind nutzen diese Eltern verschiedene Quellen und Beratungsstellen, bei denen sie Informationen und Unterstützung bekommen können.
Hier ist es ratsam, dass sich die Eltern schon früh der Gebärdensprache öffnen, um mit ihrem Kind eine gemeinsame Sprache nutzen zu können. Beim Eintritt in den Kindergarten und in der daran anschließenden Schulzeit lernen sich taube Kinder verstärkt kennen. In der Gemeinschaft werden erste Kontakte geknüpft und das Bewusstsein des Kindes für die Gebärdensprache und für die eigene Gehörlosenkultur kann sich weiter entfalten.
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Übersetzung: Britta Harms und Michaela Matthaei