Forschung und Lehre
Forschung und Lehre (Heiko Zienert, 2008)
Übersetzung
Die Erforschung von Gebärdensprachen ist noch eine recht junge Wissenschaft. Lange Zeit gab es nur vereinzelte Beschreibungen von Gebärdensprachen, bei denen -in Ermangelung von ausreichender Video -und Fototechnik- in mühsamer Handarbeit einzelne Gebärdenzeichen beschrieben und auf Papier gezeichnet wurden. Erst 1960 begann in den USA mit der Forschungsarbeit des Linguisten William Stokoe die systematische Erforschung von Gebärdensprachen mit der Untersuchung der ASL (American Sign Language). Stokoe entdeckte, dass sich jedes Gebärdenzeichen in eine bestimmte Anzahl von Bestandteilen, sog. Parameter zerlegen lässt. Stokoes Beobachtungen waren der Grundstein für die bis heute gültige Grundstruktur von Gebärdensprachen: Jedes Gebärdenzeichen besteht aus den vier Parametern Handform, Handstellung, Ausführungsstelle und Bewegung.
Motiviert durch Stokoes Erkenntnisse begonnen Sprachwissenschaftler auf der ganzen Welt, ihre Gebärdensprachen zu untersuchen. daraufhin auch in Europa die Gebärdensprachforschung Formen anzunehmen. Bald schon untersuchten Schweden, die Schweiz und viele andere Länder anhand von Stokoes Ergebnissen ihre Gebärdensprachen. In Deutschland begann die Erforschung der DGS 1983 unter der sprachwissenschaftlichen Leitung von Prof Dr. Siegmund Prillwitz an der Universität Hamburg. Mittlerweile gibt es mehrere Einrichtungen für Gebärdensprachforschung in Deutschland.
Die Erkenntnisse aus der Forschung fließen in die Gebärdensprachlehre ein, z.B. in die Ausbildung von Gebärdensprachdolmetschern, Gebärdensprachdozenten, sowie in das Studium der Gebärdensprachen. Darüber hinaus kommt die Gebärdensprachforschung auch dem zweisprachigen Unterricht in Deutsch und DGS an Gehörlosenschulen zugute.
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Übersetzung: Britta Harms und Michaela Matthaei