Bayerische Gesellschaft zur Förderung Gehörloser und Schwerhöriger e.V.
Bayrische Gesellschaft zur Förderung Gehörloser und Schwerhöriger e.V. (Ute Fröhlich, 2010)
Übersetzung
Hallo. Ich bin die Präsidentin der „Bayrischen Gesellschaft zur Förderung Gehörloser und Schwerhöriger“ (BG). Wir sind ein großer Fachverband, in dem verschiedene kleinere Verbände Mitglied sind und beantworten alle fachlichen Fragen rund um das Thema Gebärdensprache und Bedürfnisse Gehörloser. Darüber hinaus beobachten wir das politische Geschehen in Bayern. Das sind unsere Hauptziele. Gegründet wurde die Gesellschaft aber schon, als in Deutschland noch um die Anerkennung der DGS und entsprechende Gesetzesänderungen gekämpft wurde. Damals hieß der Verband noch nicht „Gesellschaft“, sondern „BIV“- „Bayrischer Interessensverband zur Anerkennung der Gebärdensprache“. Er wurde 1998 gegründet. Mit dem Einzug der DGS in das Landesgleichstellungsgesetz Bayern im Jahr 2003 war der Kampf um die gesetzliche Anerkennung für uns endlich beendet.
Seitdem liegt unser Schwerpunkt weiterhin auf der politischen Arbeit. Wir prüfen, ob die gesetzliche Anerkennung in der Praxis auch wirklich umgesetzt wird. Außerdem beraten wir unsere Mitgliedsverbände und bieten ihnen Unterstützung und Hilfestellung an, um landesweit geschlossen auftreten und einheitlich agieren zu können. Denn als wir noch um die Anerkennung der DGS kämpften, zeigte sich, dass die Verbände ihre Positionen ganz unterschiedlich zum Ausdruck brachten. Zum Beispiel waren Stellungnahmen höchst unterschiedlich formuliert. Schwerhörige, CI-Träger und Gehörlose hatten verschiedene Standpunkte, aber sogar innerhalb der Gehörlosengemeinschaft wurde keine einheitliche Position vertreten. Die zuständigen Politiker im Landtag, die sich damals mit dem Thema befassten, waren verständlicherweise mit der Vielzahl unterschiedlicher Stellungnahmen überfordert. Auch um diesen Fehler nicht zu wiederholen, wurde die BIV gegründet.
Unsere Mitgliedsvereine kümmern sich in erster Linie um ihre Mitglieder, die Basis der Gehörlosengemeinschaft. Dort werden viele Ressourcen verbraucht. Oft bleibt den Vereinen keine Kraft und Zeit, sich ernsthaft für die gesellschaftliche Teilhabe der Gehörlosen politisch zu engagieren. Deshalb versuchen wir, unsere Fachkompetenz mit den Fähigkeiten einzelner engagierter Mitglieder in den Vereinen zu bündeln. Zum Beispiel sind wir gemeinsam mit vielen anderen Behindertenorganisationen auch in der LAGH, einem großen Verband, vertreten, wo wir uns politisch einbringen können.
Wir sind auch sehr froh darüber, einen Vertreter von uns zu den Sitzungen des Bayrischen Behindertenrates entsenden zu dürfen zwar haben wir dort kein Rederecht, aber so erreichen uns neueste Entwicklungen schnell und bei Bedarf kann zeitnah reagiert werden. Zum Beispiel haben wir auf der Basis der Informationen im Bayrischen Behindertenrat eine lange und detaillierte Stellungnahme zum Bayrischen Landesgleichstellungsgesetz verfasst, die auf unserer Homepage eingestellt ist, ein gutes Beispiel für unser Teamwork mit der LAGH.
Uns ist auch wichtig, unser Know-How aus der politischen Arbeit mit unseren Mitgliedern zu teilen, z.B. in Form von Multiplikatoren-Seminaren. Dazu werden geeignete Multiplikatoren der Gehörlosengemeinschaft einmal jährlich zu einem bestimmten Thema von uns geschult, z.B. zur Bedeutung und Umsetzung des Begriffs „Inklusion“.
Wir organisieren auch spezielle Veranstaltungen: Zum Beispiel bieten wir CODA-Seminare für Kinder gehörloser Eltern an, sowie Beratungsangebote für Familien mit gehörlosen Kindern, für die es bisher kaum geeignete Beratungsangebote gab. Und auch gehörlose Eltern mit gehörlosen Kindern werden von uns unterstützt, schließlich gibt es einen rechtlichen Anspruch darauf.
Alle Seminare und Unterstützungsangebote haben zum Ziel, dass sie später auch ohne uns in Eigeninitiative (z.B. Selbsthilfegruppen) fortgeführt werden können. Ich hoffe, dass es uns gelingt, unseren Verband noch mehr mit anderen Verbänden zu vernetzen und in der Öffentlichkeit noch bekannter zu machen. Die Teilhabe Gehörloser in der Gesellschaft muss weiter ausgebaut werden, Gehörlose wollen mitten drin sein statt nur dabei!
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Übersetzung: Britta Harms und Michaela Matthaei