Landesverband Bayern der Gehörlosen e.V.
Der Landesverband Bayern der Gehörlosen e.V. (Rudolf Gast, 2010)
Übersetzung
Hallo und grüß Gott! Herzlich willkommen in Bayern! Mein Name ist Rudolf Gast und ich bin der Vorsitzende des „Landesverband Bayern der Gehörlosen e.V.“. Ich erzähle hier etwas über unseren Verband, seine Ziele und Aufgaben. Der Landesverband Bayern der Gehörlosen existiert unter dem jetzigen Namen seit 1951, genau genommen aber schon seit 1901. Damals wurde die Vorgängerorganisation von Gehörlosen ins Leben gerufen, der „Zentralverband für das Wohl hilfsbedürftiger Taubstummer in Bayern“. Zur Zeit des Ersten Weltkriegs gab es viele Führungsprobleme im Verband: Hörende benannten den Verband um zu „Bayrische Taubstummenfürsorgeverband“. 1937 haben sich die Nationalsozialisten in die Verbandsgeschäfte eingemischt. Sie haben versucht, alle Vereine in München politisch gleichzuschalten. Vo da an gab es eine Spaltung: Hörende übernahmen den Fürsorge-Verband und die Gehörlosen wurden einen Selbsthilfeverein abgeschoben, der dem Fürsorge-Verband angegliedert war.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1947 der Bruch mit dem Fürsorge-Verband vollzogen, weil der Selbsthilfeverein der Gehörlosen immer mehr ins Abseits geriet. Deshalb haben die Gehörlosen 1951 einen neuen Verband gegründet, den „Landesverband Bayern der Gehörlosen e.V.“
Zu unserer Struktur: Der Landesverband Bayern ist in Deutschland der einzige Verband, der eine Zwischenorganisation hat, die sieben Bezirksverbände. In den Bezirksverbänden sitzen Vertreter der insgesamt 44 Hörgeschädigtenvereine und Selbsthilfegruppen. Es gibt sieben Bezirksverbände, die im Landesverband Mitglied sind: Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken, Mittelfranken, Unterfranken und Schwaben. Wenn in Bayern ein neuer Verband gegründet wird, ist der jeweilige Bezirksverband dafür zuständig. Unsere Aufgaben unterscheiden sich nicht sonderlich von denen andere Landesverbände für Gehörlose. Der Landesverband Bayern hat eine wichtige Rolle inne: Er ist Ansprechpartner für die Politiker und Behörden des Landes. Wir sind die erste Adresse bei allen Fragen, die gehörlose Menschen betreffen. Zu den Menschen, die sich an uns wenden, gehören z.B. auch Hörende, die die Verwendung von Gebärdensprache unterstützen. Wir organisieren jedes Jahr Tagungen, bei denen wir auch den Kontakt zu unseren Mitgliedern, den Bezirksverbänden pflegen, alle Interessierten informieren und miteinander diskutieren. Unsere Arbeitstagung im Herbst widmet sich besonders den Anliegen der Bezirksverbände. Das Veranstaltungsmotto lautet deshalb „Vereine fragen, der Verband antwortet.“ Des Weiteren führen wir Schulungen durch und kämpfen gemeinsam für die Ansprüche Gehörloser. Auch das Gehörloseninstitut Bayern (GiB) zählt zu unseren engen Kontakten und wir setzen für eine hohe Qualität der in Bayern tätigen Gebärdensprachdolmetschern ein. Wir machen uns dafür stark, dass Gehörlose den Beruf des Gebärdensprachdozenten erlernen und behalten die Konzeption der Ausbildung im Auge.
Zu unserem Angebot zählen auch frauenpolitische Seminare für gehörlose Frauen. Darüber hinaus beantworten wir Fragen von Schulen und anderen Einrichtungen, die sich für das Erlernen der DGS interessieren. Manchmal sind auch ungewöhnliche Anfragen darunter, z.B. ob es in Bayern auch gehörlose Musiker gäbe. Wir sind also auch dafür da, die manchmal unrealistischen Vorstellungen von Hörenden über den Lebensalltag gehörloser Menschen, zu korrigieren und Informationsdefizite zu beseitigen. Der Landesverband ist mit rund 5000 Mitgliedern der mitgliederstärkste Gehörlosenlandesverband in Deutschland. Dies liegt auch daran, dass der mitgliedsstarke Bayrische Gehörlosensportverbands zu seinen Mitgliedern zählt.
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Übersetzung: Britta Harms und Michaela Matthaei