Verband: CODA-d-a-ch
Verband: CODA d-a-ch (Daniel Rose, 2012)
Übersetzung
Im deutschsprachigen Raum gibt es eine Vereinigung hörender Kinder von gehörlosen Eltern, die für mich von besonderer Bedeutung ist, die sog. „CODA d.a.ch“. „CODA“ steht für die englische Bezeichnung „Children of Deaf Adults. Die Buchstaben „d.a.ch“ in dem Verbandsnamen stehen für die Gründungsländer Deutschland (d), Österreich (a) und die Schweiz (ch).
Der Verband dient seinen Mitgliedern zum Austausch und zur überregionalen Vernetzung in den deutschsprachigen Ländern und veranstaltet regelmäßige Treffen, meistens jedoch in Deutschland. Hier leben zahlenmäßig auch die meisten Mitglieder. Wer Mitglied werden möchte, muss selbst CODA sein, d.h. gehörlose Eltern haben.
Ich habe ja auch gehörlose Eltern und muss sagen: So ein Treffen muss man einfach erlebt haben. Der Austausch mit anderen CODAs ist sehr wichtig für die Identitätsentwicklung und man bekommt dort viele nützliche Informationen. Es werden auch spezielle, meist dreitägige Seminare angeboten: Am ersten Tag steht der lockere Austausch der Teilnehmer untereinander im Vordergrund. Der Tag danach startet mit einem reichhaltigen Programm über den ganzen Tag mit zahlreichen Workshops, aus denen man das für sich passende Angebot wählen kann.
Es geht dabei viel um das Thema der Identitätsentwicklung. Denn im Kindesalter entsteht eine sehr enge Bindung zu den gehörlosen Eltern, die sowohl positive als auch negative Seiten mit sich bringt. Eine negative Seite ist beispielsweise die, dass das hörende Kind gehörloser Eltern oft von den Eltern zum Dolmetschen gezwungen wird. Für das Kind kann das sehr schwierig sein, sich von dieser Erwartungshaltung der Eltern abzugrenzen und z.B. zu sagen, dass es mit dem Dolmetschen für seine Eltern überfordert ist. Es gibt noch viele andere Beispiele, die in so einem Rahmen unter CODAs ausgetauscht und diskutiert werden. Ich finde diese Treffen deshalb so wichtig, weil man sich dort wirklich umfassend informieren kann. Dort können CODAs auch lernen, eine innere Einstellung zu entwickeln, mit der sie sich besser anpassen können an Situationen, die man mit gehörlosen Eltern erlebt. Die Entwicklung und Förderung der Fähigkeit, sich an den Umstand anzupassen, finde ich sehr wichtig.
Darum sind die CODA-Treffen äußerst wertvoll für mich. Es geht dabei nicht um die Häufigkeit der Treffen, doch schon bald im November (2012) bin ich beim 10. Treffen in Innsbruck, Österreich. Da bin ich auch erstmalig als Referent dabei und an der Organisation beteiligt. Mal sehen, wie es läuft- da ist jedes Treffen anders, obwohl sie alle demselben Zweck dienen. Die Coda-Treffen sind vielleicht vergleichbar mit den Kulturtagen, wo sich Gehörlose aus dem ganzen Bundesgebiet vereinen und auf denen fröhlich gebärdet wird. Bei den Codas findet dann ein reger Austausch zwischen Menschen aus ganz Deutschland und den Nachbarländern statt, wo der Kontakt ohne den Verband eigentlich nie zustande käme. Für mich sind die Codatreffen ungemein wertvoll, der Kontakt ist herzlich und warm.
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Übersetzung: Britta Harms und Michaela Matthaei