Volkmar Jaeger
Jaeger: Warum ich 2008 den Kulturpreis bekommen habe (Volkmar Jaeger, 2011)
Übersetzung
Ich war sehr überrascht, als ich den Kulturpreis bekommen habe. Denn vorher dachte ich, es klappt sowieso nicht. Warum ausgerechnet mir nun der Preis verliehen wurde, ist mir nicht bekannt.
Aber ich kann mir einen Grund denken: Ich habe früher viel Gutes für die Gehörlosenbewegung geleistet. Davor habe ich viel für Hörende als Fotograf gearbeitet, aber die Bilder durfte ich nicht öffentlich zeigen. Ich wechselte deshalb bald meine Arbeit und arbeitete als Grafiker in der Werbung. Als in Berlin die Mauer fiel, habe ich erkannt, dass mich auch die Gehörlosen brauchten. Denn ich beherrschte ja die Gebärdensprache und konnte die Gehörlosen darin unterstützen, mehr Wissen zu erwerben.
Darum begann ich, in Fotoclubs und Filmclubs zu unterrichten. Einer der Teilnehmer war Matthias Mauersberger, den ich vorher nur vom Sehen kannte. Inzwischen ist er ja sehr erfolgreich und bekannt, meinen Glückwunsch!
Ich gab aber nicht nur Foto- und Film-Unterricht, sondern half auch bei der Planung von Kulturveranstaltungen mit, z.B. bei den Gehörlosen-Kulturtagen in Hamburg, Dresden und München. Außerdem schrieb ich Beiträge für die „LSH“ (=“Lesen Statt Hören“), eine Zeitschrift mit viel Wissenswertem für Gehörlose und sorgfältig recherchierten Berichten über Gehörlose und Gebärdensprache. Das war eine wichtige Zeitschrift und die gehörlosen Leser bekamen durch ihre Inhalte viele neue Impulse.
Ich könnte mir also vorstellen, dass ich den Kulturpreis als Anerkennung dieser Leistung verliehen bekommen habe.
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Übersetzung: Britta Harms und Michaela Matthaei