CI und Gebärdensprache
CI und Gebärdensprache (Jan Haverland, 2012)
Übersetzung
Das Tragen eines Cochlea Implantats passt mit der Verwendung der Gebärdensprache sehr gut zusammen. Wer ein CI trägt, muss es zum Schwimmen und bei vielen Sportarten abnehmen, das ist auch bei anderen Hörgeräten so. Wenn ein Kind sein CI ablegt, ist es taub. Da ist die Gebärdensprache sehr hilfreich, denn es ermöglicht ihm, auch in diesen Situationen zu kommunizieren. Von den Kindern, die ein CI tragen, gehen einige in Gehörlosen-Sportvereine, andere in Schwerhörigen-Sportgruppen und andere treiben mit hörenden Kindern Sport. Wenn es die Gebärdensprache erlernt, hat es größere Freiheiten in der Kommunikation, weil es sich dann auch mit anderen schwerhörigen und gehörlosen Kindern in der Gebärdensprache verständigen kann.
Hörende Kinder müssen aber natürlich lernen, dass sie auf das Kind Rücksicht nehmen, wenn es das CI vor dem Sport ablegt und dann nicht mehr so gut hört.
Die DCIG hat sich Ende der 1990er Jahre gegründet. In Anbetracht dieser noch jungen Gruppe der CI-Träger hat sich deshalb noch keine eigene Kultur der CI-Träger entwickelt. Die Gehörlosengemeinschaft blickt hingegen auf eine lange Tradition zurück und bietet mit ihren vielen Veranstaltungen in den Bereichen Kultur und Sport immer viel Neues. So ein reichhaltiges Angebot gibt es in der DCIG noch nicht, sie funktioniert zur Zeit vor allem in Form regionaler Selbsthilfegruppen, die ihr untergeordnet sind. Es ist zu wünschen, dass die CI-Träger und die DGS- nutzenden Gehörlosen mehr Kontakt zueinander knüpfen. Die CI-Träger kennen sich mit dem CI gut aus, die Gehörlosen kommunizieren in Gebärdensprache, aber die beiden Gruppen können sich gegenseitig noch mehr unterstützen und bereichern.
Früher rieten Ärzte grundsätzlich davon ab, mit einem CI-versorgten Kind in Gebärdensprache zu kommunizieren, da dies für die Entwicklung des Hörens kontraproduktiv sei. Die Mediziner waren davon überzeugt, dass das Kind bei einem Angebot von DGS bald nur noch die Gebärdensprache benutzen würde und das Hörtraining und die Entwicklung der Lautsprache vernachlässigen würde.
Heute weiß man, dass dies ein Irrtum war.
CI tragende Kinder, die parallel zur Lautsprache auch die Gebärdensprache erlernen, haben bei der Hörentwicklung keinerlei Nachteile. Stattdessen haben sie psychosozial betrachtet sogar Vorteile gegenüber den nur lautsprachlich geförderten Kindern: Da sie immer die Wahl zwischen zwei Kommunikationskanälen haben, sind sie meist zufriedener. Dies haben auch die Ärzte erkannt und respektieren inzwischen eine zweisprachige Förderung CI-implantierter Kind unter der Verwendung der Gebärdensprache.
Gehörlose Eltern, die ein gehörloses Kind mit einem CI haben, können mit ihm in DGS kommunizieren. Zusätzlich bekommt das Kind auch eine lautsprachliche Frühförderung.
CI-versorgte Kinder von hörenden Eltern müssen lernen, mit ihren Eltern lautsprachlich zu kommunizieren.
Im Vergleich entwickeln sich die CI-versorgten Kinder von gehörlosen Eltern besser als die, die bei hörenden Eltern leben. Dies liegt daran, dass die Kinder gehörloser Eltern neue Begriffe immer in zwei Sprachen lernen und abspeichern, in DGS und Deutsch. Ein Beispiel ist der Begriff „dick“: Hier sieht das Kind die Gebärde „dick“, die sehr bildhaft ist und deshalb leicht verstanden wird. Zugleich erfährt es in der lautsprachlichen Frühförderung, wie sich das deutsche Wort „dick“ genau anhört und kann dies mit dem gelernten Gebärdenzeichen verknüpfen.
Bei Kindern von hörenden Eltern wird meist nur der auditive Kanal (das Hören) angesprochen, wenn das Kind neue Begriffe erlernt, weil die Eltern mit ihm sprechen. Das Kind hört dann z.B. „Der Elefant ist dick“, erfährt dabei aber nicht die Bedeutung von „dick“ und kann so nur schwer seinen Sprach- und Wissensschatz aufbauen.
Es hat sich gezeigt, dass eine zweisprachige Förderung unter der Verwendung von Gebärdensprache und Deutsch für CI-versorgte Kinder nur Vorteile mit sich bringt.
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Übersetzung: Britta Harms und Michaela Matthaei