Zur Situation von Schwulen (Teil 1)
Zur Situation von Schwulen (Teil 1) (Martin Zierold, 2010)
Übersetzung
Auch in der Gehörlosengemeinschaft sind schwule Männer vertreten. Wie auch viele hörende Schwule zieht es sie meist in aufgeschlossene Großstädte wie Berlin und Köln, Hamburg oder München. Das schwule Leben kann dabei ganz unterschiedliche Ausprägungen haben. Man unterscheidet u.A. zwischen Bär-Gays, Leder-Gays, Tunten, Transen oder Bisexuellen.
Unter die Bezeichnung Gay-Bear (Bär) fallen maskuline, kräftige Männer mit starker Körperbehaarung und Bart.
Leder-Gays kleiden sich gern in dunkle Lederkleidung, häufig in Kombination mit Metallverzierungen und tragen manchmal auch Piercings.
Der Typ Tunte trägt gern figurbetonte leichte Frauenkleidung und zieht hochhackige Schuhe an.
Die Transe schminkt und kleidet sich als Frau noch deutlicher und trägt oft eine üppige Damenperücke, oft treten sie auf Veranstaltungen auf.
Die Schwulenbewegung begann in den 1980er Jahren. Damals waren es die gehörlosen Schwulen zunehmend leid, ihre sexuelle Orientierung in der Gesellschaft zu verbergen. In den 1990er Jahren kam durch den Berliner Gehörlosen Gunter Puttrich Reignard noch mehr Bewegung in die Szene. Er ging sehr offen mit seiner Homosexualität um und setzte sich mit viel Engagement für schwule Gehörlose ein, insbesondere durch eine flächendeckende Aufklärung in DGS über HIV und AIDS. Im neuen Jahrtausend zeigt sich die Gehörlosengemeinschaft insgesamt aufgeschlossen und tolerant gegenüber ihren schwulen Mitgliedern.
Gehörlose Schwule pflegen Beziehungen zu ihresgleichen, haben aber oft auch Kontakte zur hörenden Schwulenszene, schließlich bilden Schwule eine Minderheit, die verbindet. Dort herrscht im Vergleich zur kleinen Schwulenszene in der Gehörlosengemeinschaft eine viel größere Auswahl potentieller Partner.
Das Internet, vor allem der Internet-Treffpunkt www.gayromeo.com, ist ein beliebter Ort, um nach einem Partner zu suchen oder sich auszutauschen. Unter den wählbaren Sprachen auch Gebärdensprache gelistet, wodurch sich die Suche nach gebärdensprachkompetenten Schwulen verfeinern lässt.
___
Übersetzung: Britta Harms und Michaela Matthaei