Zur Situation von Schwulen (Teil 2)
Zur Situation von Schwulen (Teil 2) (Martin Zierold, 2010)
Übersetzung
Es gibt eine Menge Vereine und Gruppen für taube Schwule in Deutschland, die meisten davon haben ihren Sitz in Köln, wie z.B. „Gehörlose Lila und Rosa 1989 e.V.“. Ein sehr bekannter Verband ist „Deaf Queer Berlin“, der aus dem Verein „Verkehrte 85“ entstanden ist. Er genießt aufgrund seines Engagements und der gut organisierten Veranstaltungen bis heute ein hohes Ansehen, auch weit über die Grenzen Deutschlands hinaus. Ein Nachteil der tauben Schwulenszene ist ihre geringe Größe. Da kennt jeder jeden. Eine Trennung zwischen einem gehörlosen Paar geht fast immer damit einher, dass sich auch noch Freundschaften, die man als Paar zu anderen tauben Leuten hatte, unter Spannung stehen. Hörende und taube Schwule haben im Grunde schon ähnliche Probleme. Allerdings ist für taube Schwule die Gebärdensprache unverzichtbar. Bei hörenden Schwulen ist Trennung nicht so ein kompliziertes Thema wie bei uns, auch weil man sich dort mehr aus dem Weg gehen kann.
Ein Coming Out kann sich individuell sehr unterschiedlich darstellen. Aus dem einen platzt es förmlich heraus, jemand anders, der evt. unter einem stärkeren familiären Einfluss steht, ist vielleicht lange gehemmt, bevor er sich schließlich traut, zu seinem Schwulsein zu stehen. In jedem Fall erkennt man sich selbst durch das Coming Out voll an und lernt dadurch, zu sich selbst zu stehen.
Bei mir war es so, dass ich gar nichts von meiner Homosexualität ahnte, als ich mich plötzlich in einen Mann verliebte. Ich hatte dann sehr schnell darauf mein Coming Out. Es gibt aber auch Männer, die sehr lange brauchen, um sich zu öffnen und sich ihre Homosexualität offen einzugestehen. In manchen Fällen ist ein langer Prozess, in dem die sexuelle Orientierung teilweise auch erst noch gefunden werden muss.
Beim CSD (Christopher Street Day) kommen Jahr für Jahr viele Schwule, Lesben, Bisexuelle und Heteros zusammen, um für mehr Rechte Homosexueller zu demonstrieren, gemeinsam zu diskutieren und zu feiern.
Bei den CSD-Feiern in Berlin und Köln nehmen oft auch taube Schwule teil, da die dortigen Deaf Gayclubs sich an den Feiern beteiligen und auch einen Gebärdensprachdolmetschservice organisieren. So werden wir auch von den hörenden Schwulen auf dem CSD beachtet.
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Übersetzung: Britta Harms und Michaela Matthaei