Die Entdeckung der DGS
Die Entdeckung der DGS (Heiko Zienert, 2011)
Übersetzung
Siegmund Prillwitz nahm mit mir 1983 Kontakt auf.
Davor gab es aber schon einen Workshop mit einem Amerikaner, an dem Wolfgang Schmidt, Bernd Rehling und ich teilnahmen, wo wir einen Namen für unsere Sprache bekamen: DGS. Allerdings war uns noch nicht ganz klar, was die DGS, die „Deutsche Gebärdensprache“ genau war. Der Workshop-Leiter erklärte uns: „Na, das ist das, was ihr macht, wenn ihr unter Gehörlosen mit den Händen redet!“ Darüber waren wir zunächst sehr erstaunt. Wir konnten uns gar nicht vorstellen, dass unsere Sprache eine eigene Grammatik, Satzbau usw. haben könnte. Wir hatten in der Schule zwar gelernt, dass Sätze in der Deutschen Lautsprache z.B. Subjekt, Objekt und Verben enthalten und dass es bestimmte grammatische Regeln gibt. Aber dass es so etwas auch in der DGS geben sollte, konnten wir uns nicht vorstellen. Der Amerikaner blieb aber hartnäckig und wiederholte immer nur: „Doch, das alles gibt es auch in eurer Gebärdensprache. Ihr müsst es nur erforschen.“
Er erzählte, dass für die Amerikanische Gebärdensprache schon längst die notwendigen sprachwissenschaftlichen Belege in der Forschung erbracht worden waren: William Stokoe war der erste Forscher, der sie bereits 1971 als eine eigenständige vollwertige Sprache beschrieben hatte (Anm. d. Ü.: inhaltlich falsch, es muss 1960 heißen).
Das war für uns wirklich sehr interessant.
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Übersetzung: Britta Harms und Michaela Matthaei